Die „Heimat“ der Egerländer Blasmusik
„Egerland – Heimatland, wie bist du so schön“, mit diesen Zeilen beginnt die gleichnamige Polka der Original Egerländer Musikanten. Wo liegt eigentlich dieses Heimatland,nämlich das Egerland? Im Süden wird es begrenzt vom Rande des Erzgebirges mit dem Kaiserwald, im Westen durch Fichtelgebirge und Böhmerwald und im Osten verläuft das Elbtal als fließende Grenze.
Im Gebiet um die Eger finden sich schon um das Jahr 3000 vor Christus in der jüngeren Steinzeit Spuren von dort lebenden Menschen. Nördlich der Eger gab es bereits eine Zahl von Siedlungen in der Bronzezeit. Die Bezeichnung „Eger“ leitet sich von dem Keltischen „Agara“ ab, das unter den Germanen in „Agire“, im Althochdeutschen zu „Egire“ und im Neuhochdeutschen schließlich zu „Eger“ umgewandelt wurde. Im Jahr 1001 wurde der Name „Eger“ erstmals urkundlich bezeugt.
Um Christi Geburt finden sich erste Anzeichen einer Besiedlung an der „Eger“. Das Land der Eger war ab der germanischfrühdeutschen Besiedlung bis 1945 nur deutsch. 1061 wird die Stadt Eger erstmals genannt und 1146 von Kaiser Friedrich I. zur Kaiserpfalz erhoben. Eger erhielt somit das Nürnberger Stadtrecht und wurde 1250 eine freie Reichsstadt. 1135 erwähnt man erstmals Egerland. Anfang des 12. Jahrhunderts entstanden die ersten Klöster und erste Stadtgründungen. Das Reichsland Eger stellte in seiner guten Organisation eine der bedeutendsten Formen der damaligen Reichsländer dar. Durch die Staufer war dem Reichsland Egerland eine militärische und kolonisatorisch-politische Aufgabe zugeteilt worden. Im Jahr 1322, nach dem Sieg bei Mühldorf, wird die Verpfändung des Landes vollzogen. Das Wappen des Reichsadlers wird zur Hälfte mit einem Gitter versehen, und ist in dieser Form auch heute noch das Wappen der Egerländer.
Das Egerland unterstand dem König alleine und war nie Bestandteil Böhmens im staatlichen Sinne und hatte seine eigene Gesetzgebung innerhalb der k. u. k. Monarchie. Im Dreißigjährigen Krieg erlitt das Egerland schwere Schäden.
Am 28. Oktober 1918 entstand durch die Zerschlagung der österreichisch-ungarischen Monarchie der tschechische Staat, der die Autonomie des Egerlandes leider nicht mehr anerkannte. Nach dem ersten Weltkrieg kam im Jahr 1919 zum ersten Mal die Herrschaft der Tschechen in das Egerland. Von 1938 bis 1945 gehörte das Egerland wieder zu Deutschland, nach dem verlorenen Zweiten Weltkrieg wurde das Egerland Teil der neu gegründeten Tschechoslowakei, ab 1945 begann die Vertreibung der Egerländer aus ihrer Heimat, obwohl ihre Vorfahren dieses Land bereits seit dem 13. Jahrhundert besiedelten.
Das musikalische Egerland
Die „Böhmischen Musikanten“ sind seit über zwei Jahrhunderten zu einem festen Begriff in ganz Europa geworden. In der Mitte des 18. Jahrhunderts wurde durch Musiker und Komponisten aus Böhmen die Mannheimer Schule gegründet. Das Land Böhmen gehörte bis 1806 zum „Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation“ und bis zum deutschen Bruderkrieg 1866 auch zum „Deutschen Bund“. Von deutscher Kultur sehr stark geprägt, nannte man Böhmen das „Konservatorium Europas“.
Die Musikkultur des Egerlandes entwickelte sich im Laufe der Jahrhunderte durch die Verschmelzung böhmischer, tschechischer und bayrischer Elemente. Die Egerländer Bevölkerung zeigte zum fränkischen und oberpfälzischen Gebiet eine eigene Verbindung in Dialekt und Musik auf. Sogar die Dialektbezeichnung der Instrumente war eigen. So sagte man zu Flöte „Schwiedlpfeifm“ oder Posaune „dHoustn“ oder auch „s Häihnalaiterl“.
Das Egerland war und ist immer noch sehr berühmt durch die Herkunft hervorragender Instrumente, wie zum Beispiel die Orte Graslitz, Schönbach bei Eger, Marktneunkirchen und Klingenthal in Sachsen. Die drei Weltbäder Karlsbad, Marienbad und Franzensbad schufen durch ihre Kurbetriebe eine hohe Voraussetzung ganzer „Musikantendörfer“. Bei Musikfesten spielte man schon recht bald mit riesigen Besetzungen bis zu dreihundert Mann stark. Das bläserische Musizieren wurde hauptsächlich vonden „großen“ Blasorchestern der Militärmusik ausgeübt, aber auch das „Böhmische“ wurde in vielen Orchesterbesetzungen praktiziert. Komponiert wurde zweistimmig, meistens in Terzen, die traditionelle Besetzung bestand aus Flügelhorn, Trompete Tenorhorn, Bariton, Tuba, Klarinette und Basstrompete, später wurden die Basstrompeten durch Posaunen ersetzt. Das Repertoire reicht von Polkas über Walzer bis hin zu Märschen.
Die „Egerländer Tracht“
Die Egerländer Tracht ist sozusagen die Uniform der Egerländer Blasmusik. Diese Art von Tracht symbolisierte früher Stolz und Gemeinschaft in Kultur und Brauchtum des Egerlandes. Die ersten Ansätze dieser Trachten findet man bereits um das 13. Jahrhundert bei Kaiser Rudolf I. Die Trachten unterscheiden sich im Egerland zwar regional, generell aber gehören zu einer Egerländer Männer-Tracht folgende Teile:
- eine schwarze Pumphose
- weiße „Batzerlstrümpf“
- feste schwarze Schnallenhalbschuhe mit silberner Spange
- weißes Hemd
- ein Holstöichl (Halstuch, nur schwarz)
- s Taschentöichl (Taschentuch, meist rot gemustert)
- sGolla (Golla, Janker oder Joppm in dunkelbraun)
- s Vettern-Kappl (runde Kappe) oder der „Flodara“ (runder schwarzer Hut) und natürlich
- s Geschir aus Leder (Hosenträger) mit 3 „Huasnoantoutara“ (Schmuckknöpfe)
Die das Gschirr schmückenden „Huasnoantoutara“ sind eine Eigentümlichkeit der Egerländer Tracht. Auf dem Brustlatz befindet sich der große, an den Seiten die zwei kleinen „Huasnoantoutara“. Goldgelb glänzend sind sie in den deutschen Volkstrachten einmalig und zum Markenzeichen der Egerländer geworden. Vermutlich ist der achteckige „Toutara“ keltischen Ursprungs.
Quelle: G. Ried/E. Wolf, Ernst Mosch „Mein Leben – die Musik“, Verlag Ewoton International Queidersbach, 1. Auflage Oktober 1999
Der Huasnoa(n)toutara
Ins Schriftdeutsche etwa mit „Hosenantuer“ übersetzt, ist der Huasnoa(n)toutara aus einem ursprünglich keltischen Goldschmuck hervorgegangen. Als spielkartengroßer meist aus Messingblech gefertigter gewölbter Schmuck-Knopf wurde er Bestandteil der Männertracht und ziert den breiten Querriegel des ledernen Hosenträgers.
Wie die zahlreichen Museumsstücke zeigen, konnte dieser Hosenknopf eine erlesene Kostbarkeit sein, mit dem der Besitzer seinen Wohlstand zur Schau trug, und da die Egerländer Bauern sich früher in ihrer Tracht beerdigen ließen, kann man durchaus eine Linie zu den Grabbeigaben der Keltenzeit ziehen, wie ja überhaupt sich christliches und heidnisches Brauchtum im Egerland stark überlagert haben. Wegen seines markanten Umrisses in Gestalt eines regelmäßigen Achtecks und der komplexen Binnenzeichnung, die bei immer gleichen Hauptelementen sehr unterschiedlich sein kann, ist der Huasnoa(n) toutara zum Sinnzeichen aller Egerländer geworden. Aus Bronze gegossen stiftet er als Schmuck auf Grabsteinen eine Gemeinschaft der aus ihrer Heimat vertriebenen Egerländer, die über den Tod hinausreicht.
Quelle: Gmoi Blaa(d‘l, Eghalanda Gmoi z‘ Ingolstadt e.V., 57. Jahrgang, Nr. 02 Sommer 2011, 295. Folge
Dieter plaudert mit Helmut Hahn: „Der Huasenododerer“
Quelle: http://www.sudeten-tv.de/